Die Entenhausener kommen in die Domstadt
Auf Münchnerisch gibt es sie bereits, auf Berlinerisch und Wienerisch ebenso. Anfang des Jahres ist das „Lustige Taschenbuch“ nun endlich auch in Kölscher Mundart erschienen. Erhältlich an jedem Kiosk und in dementsprechend allen möglichen Verkaufsstellen, tauchen Donald Duck & Co. in die Welt des Kölschen Frohsinns ein und schnuppern Fastelovend-Luft. Funktioniert das? Und versteht man den Text überhaupt?
Alle kennen sie, die meisten lieben sie: die „Lustigen Taschenbücher“ (LTB). Die Geschichten von Donald Duck und seiner Entourage begleiten uns schon seit Generationen. Der egmont-Verlag erweiterte Anfang des Jahres dessen Mundart-Reihe um die Kölsche Version, ging damit in die bereits vierte Folge und lässt die Entenhausener wie den Köbes aus dem Früh schwadronieren.
Verantwortlich für diese neue Version zeigten sich Vera Kettenbach als Autorin, Schauspielerin Annette Frier als „Stargast“ sowie Stephanie Bens als LTB-Redakteurin. Zusammengestellt aus dem umfangreichen Potpourri, das die LTB schon seit den 70er-Jahren für uns Leserinnen und Leser bereithalten, richten sich die ausgewählten Kapitel dabei nach der Kölschen Philosophie, soweit zumindest möglich. „Zum einen wollten wir weitestgehend Bezug zum Kölner Karneval nehmen mitsamt der ganzen Stimmung, zum anderen auch Bezug zur Medienwelt unseres Startgastes“, erklärt Vera die Zusammenstellung des einzigartigen Comics. Die Autorin arbeitet hauptberuflich beim WDR und kommt gebürtig von der Schäl Sick – ein echtes Kölsches Mädchen.
Eine Erstveröffentlichung, die einem das Herz aufgehen lässt
Voller Einzelheiten, die man nur versteht, wenn man in der Domstadt wohnt, machen sich die Entenhausener auf, die unterschiedlichsten Abenteuer zu erleben. Donald erobert die Medienwelt, wenn auch mit Schwierigkeiten. Daniel Düsentriebs Kostümerfindung hat nicht den Effekt, den er ursprünglich beabsichtigte. Und das Highlight ist ohne Frage das Kapitel „Da Kölsche Fastelovend trick öhm“; eine Erstveröffentlichung, in der Annette Frier ihren Cameo-Auftritt als Entenhausenerin feiert und die nur für diesen Band illustriert wurde. Entworfen von Stephanie Bens und gezeichnet von Miguel Fernandez erhält Köln so seine eigene LTB-Geschichte und man ist fast geneigt zu fragen, wieso nicht der restliche Band in dieser Geschichte weiterführt.
Grundsätzlich ist die Kölsche Version selbst für Immis gut verständlich. Vorausgesetzt zumindest, man verfügt über die Fähigkeit das Gelesene in den entsprechenden Kontext zu setzen. Denn wenn gewisse Begrifflichkeiten sogar Einheimische im Unklaren lassen, die im Dunstkreis des Kölschen aufwuchsen, darf man sich als Nicht-Kölschsprechender nicht wundern, wenn die ein oder andere Passage verständnislos an einem vorbeizieht. Aber mindert das die Freude an diesem ungewöhnlichen Lesespaß? Keineswegs.
Ein „Lustiges Taschenbuch“ in Kölschem Sprech? Wenn man darauf nicht ein ganzes Leben gewartet hat, worauf dann? Spaß beiseite. Mit der Kölschen Mundart-Version transportiert der egmont-Verlag die herzhaften Abenteuer aus Entenhausen in das Lokalkolorit, was überraschend flüssig funktioniert. Ein Muss für jeden Fan des LTB. Und ebenso ein Muss für jede Kölnerin und jeden Kölner. Den Grund für diese reine Passform resümiert die Autorin zutreffenderweise selbst: „Entenhausen ist überall – und damit auch in Köln. Und Köln hat in Sachen Humor und Herzlichkeit sehr viel mit der Metropole an der Gumpe gemein.“
Wenn ihr das LTB also bei eurem nächsten Kioskbesuch in die Finger kriegen könnt (und falls ihr es bisher noch nicht gesehen habt), gibt es eigentlich nur eine Handlungsoption: Zugreifen!
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Passend zum Thema haben wir diese Besprechung ins Kölsche übersetzt! Die Übersetzung von Rolf Sperling findet ihr hier: Rheinerlei hät et „Lustige Taschenbuch“ gelese – op Kölsch!
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Foto 1: Doppelseite aus dem „Lustigen Taschenbuch“ in Kölscher Mundart.
Foto 2: egmont Verlag – Annette Frier als Entenhausenerin.
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Informationen
„Lustiges Taschenbuch – Mundart Kölsch“
Autorinnen: Vera Kettenbach, Annette Frier
Redakteurin: Stephanie Bens
96 Seiten
Köln, 2021
Preis:
9,99 €
Verlag:
Herausgeber: Egmont Ehapa Media GmbH