Wenn der Rhein zufriert
Jahreswechsel 1783/84 in Köln. Mit seinem neuen Krimi „Eisflut 1784“ lässt Marco Hasenkopf die Leser in eine Stadt eintauchen, in der die Menschen gegen eine Klimakatastrophe kämpfen, Aberglaube kämpft gegen Wissenschaft, Arm gegen Reich. Am Horizont kündigt sich die französische Revolution an. Und natürlich gibt es ein Verbrechen.
Das beginnt mit einem Leichenfund im heute zu Köln gehörenden Mülheim, damals noch eine wohlhabende, selbstständige Stadt im Herzogtum Jülich-Berg. Henrik Venray, aufgeklärter niederländischer Protestant, Wasserbauingenieur und Polizei-Amtmann, soll eigentlich den Zustand des dortiges Schutzdeichs überprüfen.
Köln vor dem Einmarsch der Franzosen: dreckig und verkommen
Als Venray den Mörder des katholischen Geistlichen sucht, landet er in Köln – und damit in einer verkommenen und schmutzigen Stadt, deren Zustände ihren heutigen Bewohnern keine nostalgischen Wohlgefühle bereiten dürften. Es geschehen zwei weitere Morde. Und deren durchaus überraschende, aber folgerichtige Aufklärung.
Das soziale, wirtschaftliche und psychologische Umfeld der Handlung beruht auf gründlich recherchierten historischen Fakten. Ein lang andauernder Vulkanausbruch in Island führte seinerzeit zu Klimaveränderungen in Europa. Die Folgen waren Missernten und ein ungewöhnlich strenger Winter, der den Rhein zufrieren ließ. Tauwetter setzte dann Köln und Mülheim unter Wasser – zumal man im Rechtsrheinischen versäumt hatte, rechtzeitig den Deich zu erhöhen. Eine Gefahrenlage, der die Bevölkerung zum einen in wildem Karneval zu entkommen sucht, zum anderen in blutige abergläubische Rituale zurückfällt, vor denen auch katholische Geistliche nicht zurückschrecken.
Nicht geplant: Parallelen zum aktuellen Geschehen
Wenn auch nicht beabsichtigt – Hasenkopf begann den Roman schon vor drei Jahren –, hat die Geschichte Parallelen zum aktuellen Geschehen: die Diskussion um den Klimawandel, die Corona-Pandemie und die damit zusammenhängenden Verschwörungstheorien in einer gewaltbereiten Gesellschaft. Der Kampf selbstbewusster Frauen um Gleichberechtigung. Nicht zuletzt der sexuelle Missbrauch von Kindern. Das alles ist spannend, plastisch, bildhaft und detailreich genau erzählt – nur das bemüht zeit-authentische „Polizey“ stört da etwas.
Informationen:
„Eisflut 1784“
Autor: Marco Hasenkopf
Köln, 2021
336 Seiten
Preis:
13,00 €
Verlag:
emons Verlag GmbH
Webseite: https://emons-verlag.de/p/eisflut-1784-5857
Adresse: Cäcilienstraße 48, 50667 Köln