Geschichten von Flucht und Hoffnung

Sie kamen als Kinder, mit oder ohne Eltern. Oder als Jugendliche. Sie haben Kriege und Armut hinter sich gelassen und hoffen auf ein besseres Leben in Deutschland. 55 solcher Überlebensgeschichten erzählen Heike Beutel (Text) und Antje Zeis-Loi (Fotos) in ihrem Buch „Fremd bin ich hierher gekommen“, das jetzt im emons-Verlag erschienen ist.

Getroffen hat das Autoren-Duo die Porträtierten in Nordrhein-Westfalen. Sie kommen aus den Krisengebieten der Welt, die angesichts der aktuellen Corona-Pandemie aus der öffentlichen Wahrnehmung verschwunden sind: aus Irak, Nigeria, Somalia, Eritrea und Afghanistan, die meisten aus Syrien. Auch aus dem EU-Mitglied Bulgarien. Ein Mädchen ist in Deutschland geboren, ihre Eltern stammen aus Albanien.

Alle haben schnell Deutsch gelernt

Ihr Alter reicht von 6 bis 23 Jahren. Genannt werden nur die Vornamen, neben einfühlsamen, ganzseitigen Porträtfotos kommen sie selber zu Wort. Was als erstes auffällt: das gute Deutsch, auch wenn die jungen Menschen erst seit einigen Jahren, oft gar Monate in Deutschland sind. „Sie haben schnell gelernt“, hat sich auch die Autorin Heike Beutel gewundert und versichert: „Ich habe nur ganz wenig >glätten< müssen.“

Auffallend auch das Fehlen fremdenfeindlicher Erlebnisse. Dafür erinnern sie sich – die jungen Jungen und Mädchen oft nur verschwommenen –an die Bürgerkriege, an Armut, an die Gefahren der Flucht. Offen erzählen sie von den Problemen, dies zu verarbeiten oder sich in Deutschland einzuleben. Von der Sehnsucht nach der Heimat. Und von den Freunden, die sie hier gefunden haben. Schließlich die oft konkreten Wünsche für die Zukunft. Der Traum von einem Studium, einem Beruf – Polizist, Kfz-Mechatroniker oder Ärztin.

Denn das ist das Fazit: Offensichtlich haben die meisten hier Fuß gefasst, blicken optimistisch in die Zukunft, sind bereit, ihr Schicksal in die eigenen Hände zu nehmen. Die deutsche Gesellschaft wäre schön dumm, diese jungen Menschen ins Leere laufen zu lassen. Diese (nicht repräsentative) Bestandsaufnahme könnte ihnen und anderen helfen.

Im Buchladen um die Ecke

Eine Anmerkung aus aktuellem Anlass: Zwar sind alle Buchhandlungen zur Zeit geschlossen, doch kann man Bücher auch online bestellen. Es muss ja nicht bei einem großen internationalen Konzern sein – fast alle Veedel-Buchläden sind auch online zu erreichen und haben einen Lieferservice. Auch sie brauchen in diesen Zeiten unsere Unterstützung.

Informationen:

Fremd bin ich hierher gekommen
Autoren:
Heike Beutel, Antje Zeis Loi
128 Seiten
Köln, 2020

Preis:

12,95 Euro

Verlag:

emons Verlag GmbH
Adresse: Cäcilienstraße 48, 50667 Köln
Webseite: www.emons-verlag.com/programm/fremd-bin-ich-hierher-gekommen

 

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