Ein Kind ist verschwunden – ausgerechnet an dem Tag, als er vom Doppelleben seines Vaters erfährt. Ein neuer Fall für die beiden Kölner Kommissarinnen Maline Brass und Lou Vanheyden. „Jenseits des Rheins“ heißt der jüngste Köln-Krimi von Myriane Angelowski, der jetzt im emons-verlag erschienen ist. 

„Jenseits des Rheins“ nicht nur, weil die Schäl Sick, also die „falsche“ Seite Köln das Zentrum des Geschehens ist (immerhin steht hier auch das Polizeipräsidium). Der Titel lässt sich auch symbolisch verstehen: Stehen doch in diesem Fall Menschen im Mittelpunkt, die jenseits der gängigen „Normalität“ stehen. 

Da ist zum einen der verschwundene Lenni: ein 14-jähriger Junge, „genderfluid“ will er sich nicht auf ein Geschlecht festlegen lassen. Er schminkt sich, das macht ihn zum Außenseiter und zum idealen Mobbingopfer eines kriminellen Schüler-Trios. Letzteres aber verschweigt er seinen Eltern. Dann ist da der erwachsene Einzelgänger, dessen Gesellschaft aus lebensgroßen Puppen besteht, mit denen er sich auch in der Öffentlichkeit zeigt. Schließlich Lennis Vater, der Lenni und dessen Mutter bis zu diesem Zeitpunkt verheimlichen konnte, dass er anderweitig verheiratet ist und zwei Töchter hat. 

Geschickt gesetzte Rückblenden verstärken die Spannung 

In wiederholten, geschickt gesetzten Rückblenden lässt sich – einfühlsam beschrieben und ohne moralischen Zeigefinger – verfolgen, wie Lennis Verzweiflung wächst: Wie er vergeblich versucht, dem Netz aus Lügen, Diebstählen und Vertrauensbrüchen zu entkommen, in das ihn das Trio – angeführt von der gleichaltrigen Luzie – mit Gewalt gefangen hält. Der einzige, zu dem er schließlich eher durch Zufall Vertrauen fasst, ist der Puppenliebhaber. 

Es ist ein durchweg spannender Krimi, die Aufzählung von Kölner Straßennamen hält sich in erfreulichen Grenzen. Ebenso nimmt das Privatleben der beiden Kommissarinnen keinen allzu großen Raum ein – wenngleich hier die Entführung einer Enkelin zu einem knisternden Nebenereignis wird. Einen Toten gibt’s auch – wer, sei hier der Spannung wegen nicht verraten. Klar, dass der Fall am Ende aufgeklärt wird: Lenni lebt. Doch wie es mit ihm und seinen Eltern weitergeht, ist nicht mehr Thema. 

Informationen

„Jenseits des Rheins“
Autorin: Myriane Angelowski
272 Seiten
Köln, 2021

Preis:

13,00 €

Verlag:

emons Verlag GmbH
Adresse: Cäcilienstraße 48, 50667 Köln
Webseite: www.emons-verlag.com/programm/jenseits-des-rheins

Diesen Artikel weiterempfehlen: