Wo steht Köln klimapolitisch? 

Die aktuelle Flutkatastrophe als Folge des Klimawandels vor den Toren Kölns ist für den emons-Verlag ein ungeplanter, sicher nicht ganz unwillkommener Werbehelfer: Die 2. Ausgabe des Magazins „Klatsch!“ hat „Köln, die Stadt und das Klima“ zum Thema. Genauer: Die Unfähigkeit der lokalen Politik und Verwaltung, auf die einschlägigen, schon seit Jahren bekannten Warnungen zu reagieren. 

„Köln ist gut darin, Konzepte, Masterpläne und Machbarkeitsstudien in Auftrag zu geben. Bloß zu selten resultiert daraus etwas, zumindest nicht genug für den Klimaschutz“: So bilanziert es Bernd Wilberg, Redakteur bei der StadtRevue, in seinem zentralen Essay. Zusammen mit Herausgeber Knut Pries beleuchtet er die vielen Teilbereiche, für die große Lösungen angekündigt werden. Die dann aber nur zögerlich umgesetzt werden, von einer Koordination ganz zu schweigen. 

Wenn U-Bahn-Stationen zugeregnet werden 

Da geht es unter anderem um die zögerliche Energiewende bei der Rheinenergie, die sterbenden Bäume entlang der Straßen und im Stadtwald, die zunehmende Bodenversiegelungen in den Grüngürteln, Kölns grüner Lunge, um fehlende Auffangflächen für Starkregen (der jüngst wieder die U-Bahn-Station Geldernstraße/Parkgürtel unter Wasser setzte), Hitzestau und und und … 

Kabarettist Didi Jünemann darf sich ausführlich über den langsamen Ausbau des Radwegenetzes auslassen. Sein Kollege und Kölns Grünen-Mitbegründer Robert Griess verteidigt in einem fiktiven Gespräch mit seinem Sohn seine Generation, die schon früh vor den Folgen des Klimawandels gewarnt hat, aber nicht gehört wurde. 

Eine klare Aussage: „Askese macht glücklich“ 

Bestseller-Autor Frank Schätzing wird interviewt, ebenso Pfarrer Franz Meurer, der auf die sozialen Folgen bei notwendigen Anti-Klimawandel-Maßnahmen hinweist. Sein klares Credo – ungewohnt in der abwägend-vorsichtigen politischen (Parteien-)Diskussion darüber: „Askese macht glücklich“. Schwammiger dagegen die meisten Wortmeldungen prominenter Politiker oder Mitglieder unterschiedlicher Umwelt-Initiativen. Die übergreifende Überschrift „Tut was“ reicht da nicht. Denn wer soll diesem Appell konkret folgen und was tun? An dieser Stelle sei auf Wilbergs eingangs zitierte Feststellung verwiesen. 

In diesem Zusammenhang wünscht man sich auch eine lobende Erwähnung der hiesigen Bürger-Initiativen, die regelmäßig (Plastik-)Müll aus Grünanlagen und an den Rheinufern sammeln. Oder werden sie nicht erwähnt, weil ihre Amsterdamer Kollegen das in Sachen Öffentlichkeitsarbeit erheblich besser managen? 

Positive Beispiele für Bürgerengagement fehlen

Überhaupt: Ausführliche Porträts erfolgreicher Kölner Initiativen gegen den Klimawandel fehlen. Seien es ehrenamtliche Zusammenschlüsse wie „Ring frei“ für mehr Radverkehr auf Kölns Ringen oder Unternehmen wie die verpackungsfreien Läden. Deren Erfolgsbilanzen – Schwierigkeiten inbegriffen – könnten nicht wenige Leser zum Mitmachen oder Nachahmen veranlassen. Denn das wird nach der zutreffenden, desillusionierenden Beschreibung des Ist-Zustandes klar: Von Politik, Verwaltung und der traditionellen Wirtschaft ist vorerst wenig zu erwarten. 

So verstärkt die Lektüre dieses Heftes eher das individuelle Unbehagen, etwas gegen den Klimawandel tun zu können. Am konkretesten sind da noch 10 Abschlusstipps für das individuelle Verhalten (und damit die Politik aus der Verantwortung entlassen). Dazu zählen unter anderem auf Streaming-Angebote zu verzichten, kalt zu duschen oder weniger Käse zu essen – denn dessen Herstellung ist „am klimarelevantesten“. 

Hinzu kommt ein umfangreiches, wenn auch nicht vollständiges Verzeichnis etwa von Bio-Läden, Umwelt-Initiativen oder Literatur. Beeindruckend ist – wie schon in Heft Nr. 1 – die Fotoauswahl, wobei allzu oft die Beschreibungen fehlen. Noch ein kleiner hoffnungsmachender Nachtrag: Nach Redaktionsschluss erklärte die RheinEnergie, sich verstärkt um die Nutzung von Dächern zur Gewinnung von Solarenergie einzusetzen.  

Informationen:

„Klatsch! Köln – die Stadt und das Klima“
2. Ausgabe
128 Seiten
Herausgeber: emons-Verlag

Preis:

9,00 €

Verlag:

emons Verlag GmbH
Adresse: Cäcilienstraße 48, 50667 Köln

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