Im Fokus: emons neues Magazin
Ein immer wiederkehrendes Gespächs- und Streitthema: Ist Köln eine dreckige Stadt? Oder ist es anderswo noch dreckiger? Sauber ist Köln jedenfalls nicht – immerhin darin besteht Einigkeit. Jetzt mischt sich Knut Pries in die Debatte ein. Sein Podium: Die erste Ausgabe des Themen-Magazins „Klatsch – Klartext für Köln“, herausgegeben vom emons-Verlag. Darin geht es um „Köln, die Stadt und der Dreck“.
Der Journalist hat den zentralen Beitrag für das 130 Seiten starke Heft geschrieben. Ein umfassender Abriss über die Stadt und ihr kompliziertes Verhältnis zum Müll. Fakten- und zahlenreich blättert er die unterschiedlichsten Kapitel auf, hat dafür mit prominenten Vertretern aus Politik, Verwaltung, Wirtschaft und Wissenschaft gesprochen.
Kölns Dreck wurde schon immer „gerühmt“
Als dreckige Stadt wurde Köln schon immer „gerühmt“, sei es von Georg Forster oder Ernst Moritz Arndt. Im 19. Jahrhundert hieß es: Die drei dreckigsten Städte der Welt fangen mit C an: Calcutta, Constantinopel – und Cologne. Touristen, angelockt von der wachsenden Zahl der Events, sind nicht unwesentlich an den Kölner Müllbergen beteiligt.
Damit passen sie sich schnell den Einheimischen an, die ihren Müll wild im Wald entsorgen, die die Termine des kostenlosen (!) Sperrmülls nicht abwarten können und ihren Wohnungsplunder einfach auf die Straße stellen. Die am Tag 180.000 Einwegbecher brauchen. Die Laternenmasten und Schilder mit Aufklebern verzieren. Die wild pinkeln. Die mit Zigarettenkippen das Grundwasser verseuchen. Die Gefahr, von Ordnungskräften oder Mülldetektiven der städtischen AWB (Abfall-Wirtschaftsbetrieb) erwischt zu werden, ist relativ gering.
Ein heller Streifen am schmutzigen Horizont
Schließlich der Kompetenzwirrwarr etwa bei taubenverschissenen Bahnunterführungen zwischen Stadt und DB. Kommt noch eine U-Bahn-Station hinzu, mischt auch die KVB mit. Ganz zu schweigen von den Zuständigkeits-Verweigerungen innerhalb der städtischen Verwaltung. Doch es tut sich was, weiß Knut Pries und nennt positive Beispiele. Etwa die Wiederbelebung des Ebertplatzes oder Bürgerinitiativen, die sich dem Müllsammeln verschrieben haben.
Fazit nach der höchst unterhaltsamen, in ein munteres Layout gebetteten Lektüre: Der Daumen zeigt tendenziell nach unten – sauber kann man Köln ganz sicher nicht nennen. Ganz klar abwärts zeigt er bei „Gastkommentatoren“ wie Kabarettist Wilfried Schmickler, der ehemaligen Stadtkonservatorin Hiltrud Kier oder Stadtdechant Robert Kleine. Denn offensichtlich ist die kölsche Mentalität – geschmückt mit dem euphemistischen Siegel „Toleranz“ – bereit, bis heute ein gehöriges Maß an Dreck zu ertragen.
Köln im Vergleich mit Rom und Singapur
Kaum zu glauben, dass Köln in Sachen städtischen Müllsammelns einmal Vorbild war: Die um 1900 eingeführten Metalltonnen mit Deckel wurden als „Coloniakübel“ sogar in Wien übernommen. Ein kleines bisschen Streicheleinheiten im Städtevergleich gibt der „außenspiegel“ mit Blick auf das ebenfalls sehr schmutzige Rom. Doch direkt danach folgt der Blick auf Singapur – man könnte trotz der rigiden Ordnungspolitik ein bisschen neidisch auf die dortige Sauberkeit werden.
Wichtige Adressen und der in Köln geltende Bußgeldkatalog für große und kleine Umweltsünden runden die gelungene „Klatsch“-Premiere ab. Bleibt noch ein ein dickes Lob für die zahlreichen Fotos: So schön hat man Müll selten gesehen…
Foto: emons Verlag – Das Layout des neuen Magazins „klatsch! Klartext für Köln“
Informationen:
„Klatsch! Klartext für Köln“
1. Ausgabe: Köln, die Stadt und der Dreck“
emons-Verlag
Preis:
Einführungspreis: 5,00 €
Verlag:
emons Verlag GmbH
Adresse: Cäcilienstraße 48, 50667 Köln