Zur Erkundung der „bunten Vielfalt, der Kultur und Geschichte“ ihrer Heimatstadt Köln lädt Kunsthistorikern und Stadtführerin Susanne Rauprich ein. Anfang dieses Jahres gestartet, erscheint jetzt im Marzellen-Verlag mit „Von Poll bis Stammheim“ schon die dritte Folge ihrer Reihe „Los geht’s… Köln entdecken! Zu Fuß und mit dem Rad“. 

22 Stationen listet sie für diese Strecke auf, darunter der Deutzer Hafen, Alt St. Heribert, die Schlackenbergwerft oder St. Clemens in Mülheim. Nicht unbedingt die klassischen Ausflugsziele und darum durchaus empfehlenswert. Die Autorin verrät allerdings wieder nicht, wie viele Kilometer man dafür ungefähr zurücklegen muss. 

Immer nur Positives ist auf Dauer langweilig 

Es sind faktenreiche Schilderungen, die Rauprich für jedes Objekt schreibt. Überaus stilsicher und knapp, doch allzu oft sind sie weichgespült, finden kritische Zusammenhänge, Hintergründe oder „dunkle Flecken“ keine Erwähnung. Dabei sind gerade sie es, die mehr über Vergangenheit und Gegenwart einer Stadt und ihre Besucher verraten als bloße Tatsachen und Jahreszahlen. 

So könnte man im ausführlichen Beitrag über Kölns Brücken etwas über die Neon-Weltkugel von HA Schult auf dem Pfeiler der Severinsbrücke erzählen. Die musste nach heftiger Diskussion dem Denkmalschutz weichen und ziert heute weithin sichtbar das Hochhaus einer Versicherung in Riehl auf der anderen Rheinseite. Warum muss der Radfahrer sein Gefährt immer noch die Stufen zur Südbrücke hoch und runter tragen? Man könnte auch daran erinnern, dass ein Bogen der 1945 zerstörten Hohenzollernbrücke nach Duisburg gebracht und dort lange den Hafen überspannte. 

Kein Wort über Kölns schlechten Umgang mit Denkmalschutz 

Und warum lenkt die Autorin den Blick der Besucher nicht auf das seit Jahren leerstehende Ulrich-Haberland-Haus am Nordrand des Schlossparks Stammheim? Für dessen Porträt hat sie sich zwar durchaus sachkundig drei ständige Kunstwerke des dortigen Skulpturenparks ausgesucht, verliert aber kein Wort über das denkmalgeschützte Gebäude, über dessen künftige Nutzung nach Jahren des Leerstands noch keine endgültige Entscheidung getroffen wurde. Auch das noch länger ungenutzte, ebenfalls denkmalgeschützte Café im Rheinpark – zur Zeit endlich in Renovierung – scheint sie nicht zu interessieren. 

Eine falsche Bezeichnung wie durchgehend „Kürassierer“ statt „Kürassier“ für das Reiterdenkmal am rechten Deutzer Rheinufer schmälert das Lesevergnügen zusätzlich. Offensichtlich wurde an einem aufmerksamen Lektorat gespart. Schade. Was bleibt, ist die großzügige Gestaltung mit gekonnten Fotos von ihr und Ernst Jansen. 

Information:

„Los geht’s … Köln entdecken! Von Poll bis Stammheim“
Autorin: Susanne Rauprich
52 Seiten (viele Fotos)
Köln, 2021

Preis:

5,95 €

Kontaktdaten:

Marzellen Verlag Köln GmbH
Adresse: Bachemer Straße 237, 50935 Köln
Webseite: http://www.marzellen-verlag.de/neuerscheinungen/los-gehts–von-poll-bis-stammheim/index.html

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