„Deutscher Frühling“ von Claudia Konold – hier auf einer Litfaßsäule am Erzbergerplatz. – Foto: JS

Auf der Suche nach Lücken in der Familiengeschichte

Ein zentrales Thema ihrer Kunst ist für die Kölnerin Claudia Konold die Beschäftigung mit der eigenen Familiengeschichte: Woran erinnert man sich, was wird verschwiegen? Gesammelt wurden diese Geschichten im Familien-Fotoalbum. Das bringt sie jetzt im Rahmen der Kölner Aktion „Kunst auf Litfaßsäulen“ unter dem Titel „Deutscher Frühling“ an die Öffentlichkeit.

25 Litfaßsäulen im ganzen Stadtgebiet mal ohne knallige Werbeplakate, stattdessen zieht eine idyllische Wohnzimmerszene den Blick der Passanten auf sich: Auf einer kleinen Holzkommode steht eine üppige Zimmerpflanze. Daneben lehnt ein Bilderrahmen mit dem Foto eines älteren Mannes, dahinter eine Tischlampe. Darüber hängt ein weiteres Foto, offensichtlich ein Elternpaar mit seiner Tochter. Rings um die weiße Litfaßsäule weitere Familienfotos der Familie Konold.

Auf diesem Familienfoto wird die Geschichte des Massenmords in den Konzentrationslagern erzählt. – Foto: JS

Porträts lösen sich in Pixel aus Buchstaben auf

Doch bei näherem Hinsehen verschwimmen die Porträts, lösen sich in Pixel aus Buchstaben auf, die sich zu Sätzen und Wörtern ergänzen. Erzählt werden Familiengeschichten aus der Zeit der NS-Diktatur, Geschichten von Deportation und Massenmord, von Tätern und Opfern. Für die Künstlerin eine Mahnung, sich mit der Geschichte der eigenen Familien und der Deutschlands zu beschäftigen. Ein aktuelles Thema angesichts zunehmenden Rechtspopulismus, der Verharmlosung deutscher Vergangenheit und steigender Zustimmung zur rechtsextremen AfD.

„Deutscher Frühling“ ist noch bis Ende Oktober zu sehen.

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