Das Gedicht der Woche – II

von Michael Domas

Drei Tage in Buttermilch und Rotwein
hast du das Herz mir mariniert.
Hast vorher durchwachsenen Speck
zwischen die feinen Fasern des Muskels geschoben,
trocken, sagst du, würde sonst das fettarme Fleisch.

Die Reste geronnenen Blutes hast du abgespült,
der Segelklappen sehnige Bänder gekappt
und mit kundiger Hand und geschliffener Klinge
beschnitten, was knorplig und ledern
sich deinem sanften Biss widersetzte.

Den Wildgeschmack rundend mit Süße und Säuren,
hast du’s mit Pflaumen und Äpfeln gefüllt
und zugenäht wie eine kostbare Börse
mit weißem Zwirn. Weiß, damit er
sich entfernen lässt, bevor du’s verzehrst.

Heiß brätst du’s nun an von allen Seiten
zischend und brutzelnd in Butterschmalz,
das vom gleichen Tiere genommen.
Pfeffer nicht sparst du und nicht an Salz
und löschst den Braten mit eben dem Sud,
in dem er drei Tage geschwommen.

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Dies ist das Titelgedicht des Lyrikbandes „Herzmarinade“ von Michael Domas.

Michael Domas wird künftig jede Woche ein Gedicht für Rheinerlei schaffen. Er hat mehrere Bücher veröffentlicht, darunter der Gedichtband „Herzmarinade“.

Außerdem organisiert er die Veranstaltungsreihe „poetry trifft Poesie“ in der Nippes Kellerkneipe „Heimathirsch“ (Mauenheimer Str. 4). Hier stellt er aktuelle Slam-Poeten vor und lässt sie in Dialog treten mit eigenen und klassischen Werken der Lyrik.

Kontakt zu Michael Domas über dessen Webseite www.michael-domas.de

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