Das Gedicht der Woche – I
Von Michael Domas
Für Rheinerlei soll ich Gedichte schreiben,
sind denn hier Leser, die so was genießen?
Die selbst Reimen sich nicht gleich verschließen?
Sonst müsste ich unter den *innen bleiben.
Für Verse sind Frauen eher empfänglich,
denk ich; ich hoffe, Ihr werdet‘s mir melden.
Schreibt mir! Gerne auch überschwänglich!
Doch erst die Kritik macht die Dichter zu Helden.
Erwartet von mir keine Avantgarde,
ich kann es nicht lassen, ich schreibe verständlich
und bin somit eher ein alter Barde.
Muss ich das erklären? Ach was, denn Ihr kennt mich.
Ich hab Euch vor Jahren lyrisch begleitet
in Zeiten, da war es hier zappenduster.
Ich hoffe, das hat Euch was Trost bereitet,
Ihr covid-bedrängten Röchler und Huster.
Jetzt aber türmen sich Krisen auf Krisen,
ich käm mit dem Trösten ja kaum hinterher
und müsste mich dauernd befassen mit fiesen
Geschichten und Dingens – das will ich nicht mehr.
Lasset mich deshalb ein Thema wählen,
das harmlos ist, reizend, lieblich und fröhlich.
Was sollen wir uns mit der Welt abquälen,
wenn‘s die Liebe gibt. Die macht nicht nölig!
Tut sie doch? Und ist so auch gar nicht?
Im Gegenteil dem Kriege oft ähnlich?
Ja und? Vermeidet es, Euch in Harnisch
zu reden, ihr guckt dann so grämlich.
Die Liebe, sei sie nun Fluch oder Gnade,
nichts anderes wurde so oft besungen.
Lest also meine Scheherazade,
sicher sind einige ganz gelungen.
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Michael Domas wird künftig jede Woche ein Gedicht für Rheinerlei schaffen. Er hat mehrere Bücher veröffentlicht, darunter der Gedichtband „Herzmarinade“.
Außerdem organisiert er die Veranstaltungsreihe „poetry trifft Poesie“ in der Nippes Kellerkneipe „Heimathirsch“ (Mauenheimer Str. 4). Hier stellt er aktuelle Slam-Poeten vor und lässt sie in Dialog treten mit eigenen und klassischen Werken der Lyrik.
Der nächste Termin: Dienstag, 29. August, 20 Uhr. Zu Gast sind die Düsseldorfer Slam-Poetin und Autorin Alina Schmolke und der Schriftsteller, Komponist und Privatgelehrte Werner Otto von Boehlen-Schneider. Außerdem das KI-Tool ChatGBT. Der Eintritt ist frei.
Kontakt zu Michael Domas über dessen Webseite www.michael-domas.de