Wie geht es weiter im Otto-&-Langen-Quartier?

Hier wurde mit der Erfindung und dem Bau des Otto-Motors 1864 die Motorisierung der Welt eingeleitet. 2005 verlegte die Motorenfabrik Klöckner-Humboldt-Deutz ihren Firmensitz nach Gremberghoven – seitdem stehen die Fabrikhallen zwischen Deutz und Mülheim leer. Langsam erobert sich die Natur die verfallenden Gebäude zurück. Jetzt hat die Stadt einen Plan: Sie will den Komplex „gemeinwohlorientiert“ der Öffentlichkeit zugänglich machen.

Stadtplanungsdezernent Markus Greitemann ist begeistert von den Zeugnissen Kölner Industriegeschichte, die teilweise wie die Möhrung-Halle unter Denkmalschutz stehen. Sein Amtskollege William Wolfgramm (Umwelt, Klima Liegenschaften) steht ihm da nicht nach. Sie wünschen sich hier einen neuen Stadtteil zum Wohnen und Arbeiten, mit kulturellen, sozialen und Bildungsangeboten. In einer der Hallen könnte ein von engagierten Bürgern organisiertes Veedelszentrum entstehen. Gleichzeitig soll hier die Industriearchitektur bewahrt werden und damit auch die Erinnerung an Kölns 1888 eingemeindete Wirtschaftsgeschichte. 

Zwei Bürgerbeteiligungen müssen ausgewertet werden 

In zwei Bürgerbeteiligungen wurden erste schon Ideen vorgeschlagen, die nun ausgewertet werden müssen. Anschließend muss der Rat darüber entscheiden, es muss ein Bebauungsplan beschlossen werden. Anschließend soll ein Investor oder ein Konsortium gefunden werden, der diese Pläne umsetzt. Erst dann soll über den Preis verhandelt werden. Die Verwaltung geht hierfür – recht optimistisch – von zweieinhalb Jahren aus. Ehe das neue Veedel aber endgültig fertig ist, dürfte es erheblich länger dauern.

Kompliziert wird die Umsetzung, weil ein – kleiner – Teil des Geländes zum einen der landeseigenen NRW.urban für Stadtentwicklung und dem privaten Immobilien-Investor Gateway Real Estate gehört. Den Antrag, das NRW.urban-Areal direkt an die Stadt zu verkaufen, hat das Land vorerst abgelehnt, will es an den Meistbietenden verkaufen.

Hoffnung auf gute Zusammenarbeit mit Landesbetrieb

Damit wäre wohl auch die gewünschte Rückkehr der vom Vorbesitzer gekündigten Kulturinitiative „Deutzer Zentralwerk der Schönen Künste“ in den ehemaligen KHD-Verwaltungstrakt geplatzt. Als letzte Möglichkeit könnte die Stadt ein Vorkaufsrecht geltend machen. Doch Greitemann ist optimistisch, betont die aktuell gute Kooperation mit NRW.urban.

Aktuell ist das gesamte Gelände für die Öffentlichkeit gesperrt. Zu gefährlich ist es, hier herumzustreichen. Neben zahlreichen deutlich erkennbaren Gruben gibt es immer wieder auch Öffnungen im Boden, die sich unter Pflanzen und Müll verstecken. Auch die Statik der Gebäude ist nicht gesichert. Bei einem geleiteten Rundgang bietet die bunte Mischung aus Verfall, Natur und Graffiti einen stellenweise wild-romantischen Anblick. Fast wünscht man, dass Dornröschen nicht so bald wach geküsst wird… 

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Fotos: Jürgen Schön – Einblicke in das Areal. 

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