Doppel-Premiere einer Premiere
Es gibt für alles ein erstes Mal – dieses lässige Sprichwort scheint vor allem in diesem Jahr zu voller Blüte heranzureifen und sich in alle Lebensbereiche einzuschleichen. So auch bei der Oper Köln, die erstmalig eine Premiere ins Netz verlagert und somit um die Lockdown-Beschränkungen herum manövriert. Mit „Written on Skin“, inszeniert von Benjamin Lazar und unter der musikalischen Leitung von François-Xavier Roth, traut sich die Oper aus der Reserve heraus und wagt den Schritt ins Digitale. Mehr als nur ein Experiment?
Die Metropolitan Opera in New York hat es schon während des ersten Lockdowns vorgemacht: Opern-Aufführungen, im Video aufgezeichnet und anschließend gestreamt, können gut sein. Und sie können fesseln, auch wenn der Live-Charakter, einer der Stützpfeiler einer berauschenden Oper-Inszenierung, außen vor bleibt. Die Intendantin der Kölner Oper, Dr. Birgit Meyer, zeigt sich deshalb, ungeachtet des ungewohnten Schrittes, optimistisch: „Auch auf digitalem Wege verlieren unsere Produktionen nicht an Exklusivität.“ Man wolle als Kulturinstitution der Verantwortung gerecht werden, den Kulturauftrag auch in Lockdown-Zeiten weiterzuführen. Und außerdem: Die ganze Arbeit, die in die Vorbereitung der Inszenierung gesteckt worden ist (Sechs Wochen Proben, Anfertigung der Kostüme und der Bühnenbilder), sie soll doch nicht umsonst gewesen sein, oder?
Die Geschichte einer gescheiterten Ehe – „Pay as you wish“-Modell für Tickets
„Written on Skin“ selbst wurde im Jahr 2012 uraufgeführt und erzählt die Geschichte eines reichen Protectors und seiner Frau Agnès, die nicht mehr als ein Spielzeug ist und deren toxische Beziehung durch das Gebaren dreier Engel auf die Spitze getrieben wird. Es ist eine Geschichte voller Hochmut, Liebe und Grausamkeit, voller Intrigen, Eifersüchteleien und einer schmerzhaften Wahrheit. Von George Benjamin und Martin Crimp geschrieben, wurde sie unter anderem schon an den Opernhäusern Londons und Paris aufgeführt. Nun kommt sie nach Köln.
Zwar ein wenig anders als geplant, doch mitnichten minder spannungsgeladen. Den Stream findet ihr auf der Webseite der Oper Köln, allerdings erst nachdem ihr den Ticket-Bestellvorgang hinter euch habt. Dann erst erhaltet ihr per Mail einen Link, der euch zur Aufführung führt. Ein „Pay as you wish“-Modell anbietend, überlässt es euch die Oper dabei selbst, ob ihr 0,- Euro oder 350,- Euro für den Zugang zur Aufführung zahlen möchtet. Wie viel ist euch dieser wagemutige Schritt wert? Seid ihr dabei?
Wir wünschen euch viel Spaß!
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Foto: Paul Leclaire – Magali Simard-Galdès als Agnès, die terrorisierte Ehefrau des sogenannten Protectors.
Zeiten:
1. Dezember 2020:
Beginn: 19:30 Uhr
Die Inszenierung wird nur einmal zur Premiere gestreamt und ist danach auch nicht mehr als „on demand“-Video aufrufbar!
Preise:
Zwischen 0,- und 350,- €
Tickets unter:
Link zur Aufführung folgt dann per Mail.
Hier geht’s zur Produktionsseite:
www.oper.koeln/de/programm/written-on-skin/5220