Ist das Kunst? Oder kann das weg?
„Kunstgewerbliche Aktionswerbung“ wirft der Kölner Galerist Mirko Mayer Thomas Baumgärtel vor. Der hatte vor einer Woche des Nachts sieben Kölner Galerien mit seiner berühmt-berüchtigten Banane geschmückt. Mayer gefiel das gar nicht, entfernte die gelbe Frucht und schickte dem „Bananensprayer“ die Rechnung.
Die Auseinandersetzung erinnert an die Anfänge der Bananenkunst. 1986 hatte Baumgärtel damit begonnen, zunächst in Köln Galerien und Museen durch das nächtliche und zunächst anonyme Sprayen der gelben Frucht zu „Kunstorten“ zu adeln. Kunstaktion oder Sachbeschädigung? Am Museum Ludwig ging der „Kampf“ über 5 Runden, ehe die Banane akzeptiert wurde.
Die Banane als Mittel, politische Missstände deutlich zu machen
Dass Baumgärtel sich durch seine Bananen einen Namen machte, ist unstrittig. Doch heute ist Frucht ein zentrales Motiv in seiner Kunst, mit der er auch politische Missstände aufgreift. Nicht nur der Begriff „Bananenpublik“ öffnet da einen weiten Raum. Diese politische Kunst führt regelmäßig zu Aufruhr in der Szene, zu großen und kleinen Skandalen. Etwa wenn er dem amtierenden türkischen Präsidenten eine Banane hinten rein schiebt.
„Meinungsäußerung ist ok, aber nicht auf meiner Fassade.“
Galerist Mayer allerdings sieht in Baumgärtels Werken keine Kunst. Wirft ihm stattdessen vor, sich auf Kosten anderer einen Namen zu machen und sich so „einen Nutzen zu verschaffen“. Auf Nachfrage erklärt er, dass er es nicht nötig habe, mit einer Banane „ausgezeichnet“ zu werde. Er vertrete internationale Künstler, Baumgärtel dagegen sei nicht einmal national eine bekannte Größe. Und: „Meinungsäußerung ist ok, aber nicht auf meiner Fassade.“
Baumgärtel sieht das gelassen: Mit der Bewertung seiner Kunst als Kunstgewerbe disqualifiziere sich der Galerist selber. Und dankt diesem, dass er ihm die Arbeit der Bananen-Entfernung abgenommen habe. Schließlich lädt ihn zur Diskussion in den sozialen Medien über den Inhalt der eigenen Kunst und der Künstler ein, die Mayer. Bislang hat der Galerist darauf nicht reagiert.
Foto: Thomas Baumgärtel – Baumgärtels Banane zierte nur kurze Zeit die Glastür der Galerie Mirko Meyer.