Weg für Wiedereröffnung der Kulturinstitutionen bereitet?
Eine Studie des Frauenhofer-Instituts hat nun bestätigt, was Kulturschaffende seit Monaten predigen: In Konzertsälen, die über ein vertikales Lüftungssystem verfügen, besteht nur ein geringes Infektionsrisiko für die anwesenden Personen. Die Studie, durchgeführt im Konzerthaus Dortmund, überprüfte die Verteilung von Aerosolen in Zuschauerräumen und kam zu dem Ergebnis, dass ein Infektionsrisiko bei schachbrettartiger Verteilung der Gäste beinahe gen Null geht. Damit könnte der Weg bereitet sein für eine schrittweise Öffnung der Kulturinstitutionen nach dem Lockdown.
Gegenstand der Studie war die Verteilung von Aerosolen an verschiedenen Positionen im Zuschauerraum des Konzerthauses Dortmund. Eine Schaufensterpuppe diente dabei als „Proband“ und wurden von den Wissenschaftlern so modifiziert, dass „aus Mund und Nase Aerosole imitiert“ wurden, so Professor Dr. Wolfgang Schade in seinen Schilderungen gegenüber dem RBB. Der Leiter der Studie bestätigt, dass man „das nicht gerade überraschende Ergebnis bekommen [habe], dass […], wenn ein Raumluftaustausch alle 20 Minuten […} vertikal von unten nach oben erfolgt, die Verteilung der Aerosole“ so sei, dass man bei einer schachbrettartigen Sitzordnung praktisch keine Konzentration von imitierten Aerosolen beobachten könne. In Abstimmung und Kooperation mit dem Umweltbundesamt stellte die Studie damit fest, dass ein Infektionsrisiko bei 50%-iger Gäste-Auslastung sowie einer funktionierenden Raumluftanlage kaum erwähnenswert sei. Dr. Heinz Jörn-Moriske, Professor beim Umweltbundesamt, gab dazu folgende Stellungnahme ab: „Ich kann das Ergebnis vollauf bestätigen. Mit einer schachbrettartigen Verteilung der Gäste und einer 100%-igen Auslastung der raumlufttechnischen Anlagen ist das Infektionsrisiko sehr gering. Das Tragen eines Mund-Nasen-Schutzes im Zuschauerraum ist vorteilhaft, aber nicht so wichtig, wie zuvor dargestellt.“
Kaum Unterschiede bei Versuchsabläufen mit und ohne Maske – 50%-ige Auslastung wäre möglich
Interessant sind dementsprechend die Ergebnisse, die Versuchsabläufe mit und ohne Mund-Nasen-Schutz ergaben. So verteilten sich die Schwebeteilchen ohne Maske nur im Bereich des Sitzes des Vordermannes bzw. der Vorderfrau, bevor sie von der Luftanlage gefiltert würden. Mit Maske umgäben den Probanden kleine Aerosolwölkchen, bevor diese dann ebenso von der Frischluftanlage aufgesaugt würden – ohne auf entlegene Sitznachbarn überzugreifen. Mit einer Gästeverteilung im Zuge eines Schachbrettmusters, wie es bereits viele Theater vor dem neuerlichen Lockdown umgesetzt hatten, würde so das Gros der Schwebeteilchen Opfer der Luftanlagen. Die Studie empfiehlt allerdings weiterhin das Tragen der Masken in den Zugangspassagen oder Arealen wie der Lobby und entsprechende Konzepte zur Wahrung der Sicherheitsmaßnahmen. Die Ergebnisse seien zudem übertragbar auf ähnliche Räume und Hallen, wie beispielsweise Theatersäle, die über vergleichbare Luftanlagen verfügten.
Hier geht es zur Pressemitteilung des Konzerthauses Dortmund: https://newsletter.konzerthaus-dortmund.de/Pressemails/2020-21/Pressemitteilung/2021.01.12_Press-release_results-Aerosol-andCO2-measurements-at-Konzerthaus-Dortmund.pdf?utm_source=newsletter&utm_medium=email&utm_content=PDF%20Pressemitteilung
Hier geht es zum Interview des RBB mit dem Leiter der Studie, Dr. Wolfgang Schade: https://www.rbb-online.de/rbbkultur/radio/programm/schema/sendungen/der_tag/archiv/20210113_1600/kultur_aktuell_1645.html
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Foto: Metropol Theater – Nichts geht in den Theatern der Stadt; nur erdrückende Leere.