Gefahr für lose Gegenstände
Für den Kölner Zoo im Stil einer russisch-orthodoxen Kirche erbaut, wurde das Haus 1899 als Vogelhaus eröffnet. In den 1950er Jahren wurden hier der legendäre Schimpanse Petermann und andere Menschenaffen in engen, gekachelten Käfigen dem Publikum vorgeführt. Jetzt wurde das denkmalgeschützte Gebäude nach den Vorgaben für eine artgerechten Tierhaltung saniert. Seit diesem Wochenende ist es als Südamerikahaus wieder den Besuchern zugänglich: Auf Augenhöhe können sie seinen Bewohnern begegnen.
Oder umgekehrt: Die Tiere begrüßen die Besucher als Gäste in ihrem Zuhause. Auge in Auge nähern sie sich ihnen. Sie sind hier schon länger zuhause, fühlen sich sichtlich wohl. So kann sich Zoodirektor Theo Pagel schon über Nachwuchs bei den Weißkopfsaki-Affen und den goldgelben Löwenäffchen freuen. Letztere gehören zu einer vom Aussterben und kommen nur noch im Gebiet von Rio de Janeiro vor. Jetzt sind sie Teil eines weltweiten Arterhaltungsprogramms.
Bald wird es hier wie im Dschungel aussehen
Ein breiter Holzsteg führt durch die Halle, die alten Zwischenwände und der Boden wurden wegsaniert. Der Weg führt durch Bäume, die noch kräftig wachsen sollen. Die Zoogärtner sind da optimistisch. Lediglich um die Bromelien macht man sich Sorgen: Die Silberkopfäffchen haben sie als Leckerbissen entdeckt.
Auch wenn es noch nicht aussieht wie in einem südamerikanischen Dschungel: Schon jetzt schwingen sich hier Affen von Ast zu Ast, fliegen Vögel durch die Luft. Aufmerksam beobachtet ein Faultier das Treiben. Ein Gürteltier hat sich in einen hohlen Stamm zurückgezogen. Und in einem Becken schwimmen Piranyas.
Nach nur 28 Monaten war die Sanierung beendet
In der für Köln rekordverdächtigen Zeit von 28 Monaten wurde das Haus saniert. Haus saniert. Dabei mussten die strengen regeln des Denkmalschutzes beachtet werden. Das sei gelungen, stellte Barbara Schock-Werner fest. Die Ex-Dombaumeisterin und Vizepräsidentin der NRW-Stiftung Naturschutz, Heimat- und Kulturpflege erklärte das Haus denn auch sofort zur „Architekturperle“.
Ihre Stiftung hatte die Sanierung mit 250.000 Euro unterstützt, 200.000 kamen von der deutschen Stiftung Denkmalschutz. Insgesamt kostete das Projekt 12 Millionen. Schon 2017 hatte der Stadtrat 19 Millionen Euro bewilligt, um dem Zoo Umbaumaßnahmen für eine bessere Tierhaltung zu ermöglichen, die den neuesten wissenschaftlichen Erkenntnissen und den Bedürfnissen der Tiere entspricht.
Das neue Südamerikahaus trägt den Namen von Arnulf und Elizabeth Reichert. Die beiden konnten der Judenverfolgung durch das Nazi-Regime dank der Hilfe von Nachbarn durch die Flucht in die USA entkommen. Jetzt hat die 97-jährige gebürtige Kölnerin Elizabeth Reichert dem Zoo das Familienvermögen in Höhe von rund 27 Millionen dem Kölner Zoo geschenkt.
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Foto 1: Jürgen Schön – Ein breiter Holzweg führt zwischen Baumwipfeln durch die Halle.
Foto 2: Jürgen Schön – Wieder für Besucher eröffnet: Außen sieht das neue Südamerikahaus (fast) wie schon 1899, innen wurde es radikal modernisiert.
Foto 3: Jürgen Schön – Keine Angst vor Besuchern haben auch die Weißgesichtaffen, auch der Nachwuchs (links) ist aufmerksam dabei.