Arbeiten spanischer Barock-Maler sind in deutschen Museen eine Rarität. Auch das Wallraf-Richartz-Museum besitzt nur wenige. Jetzt wurde eines davon – eine Arbeit von Jusepe de Ribera – aufwändig restauriert. Grund genug, das Ergebnis jetzt mit den anderen in der kleinen Sonderausstellung „Unter die Haut“ zu präsentieren, ergänzt um kostbare Leihgaben.
Endlich darf „Der heilige Paulus, der Eremit“ wieder seine Wunden präsentieren, die er sich in seiner 60 Jahre dauernden Askese zugefügt hat. Narben und Blutspuren zieren den mageren Körper, blutunterlaufen auch ein Auge. Ein gekonntes Lichtspiel lässt die Falten und Knochen unter der angespannten Haut des nackten Oberkörpers deutlich hervortreten.
Übermalt, weil die Darstellung von Blut und Narben zu drastisch war
Der Spanier Jusepe de Ribera malte das Bild 1647. Zu drastisch war diese Darstellung wohl seinen späteren Besitzern: Sie ließen die Wunden der Selbstgeißelung übermalen. Jetzt wurden sie in der Werkstatt des Kölner Museums wieder freigelegt. Und zeigen, welche hohe Meisterschaft Ribera und seine iberischen Zeitgenossen besaßen: Bilder, die buchstäblich unter die Haut gehen.
Das trifft auch auf Francisco de Zubarans „Christus der Barmherzigkeit“ (um 1635-1640) zu. Der Gekreuzigte – nur mit einem Lendentuch bekleidet – scheint in der Luft zu schweben, magnetisch zieht er die Blicke des Betrachters an. Das Kreuz, an das man ihn nagelte, ist nur zu ahnen, verschwindet fast im Dunkel hinter dem alles überstrahlenden Leib.
Das Bild ist eine Leihgabe des Museo de Bellas Artes in Sevilla. Ergebnis einer guten Zusammenarbeit des Kölner Museums – hier vor allem von Barockexpertin und Kuratorin Anja K. Sevzik – mit den dortigen Kollegen. Sie hatte auch die Kontakte zu dem spanischen Sammler, der eine zarte Vorstudie zu Bartolomé Esteban Murillos „Die büßende Maria Magdalena“ (um 1670) auslieh. Ein packender Gegensatz zum späteren dunklen Gemälde mit leicht erotischem Anklang.
Die goldenen Jahre der spanischen Barock-Malerei
Es waren die goldenen Jahre der spanischen Malerei, in der oft drastische religiöse Szenen im Mittelpunkt standen. Da fällt Riberas Porträt des Apostels Jakobus (auch das eine Leihgabe aus Sevilla) schon etwas aus der Rolle: Der Heilige gleicht eher einem eleganten spanischen Granden als einem Zeitgenossen Jesu. Gleichwohl: Auch hier lädt nicht nur die malerische Meisterschaft zum längeren Betrachten nein, sondern auch das Einfühlvermögen in die Seele des Dargestellten. Das gilt auch für die „weltlichen“ Porträts. Fast exotisch dann Murillos Genrebild einer speisenden Bettlerin oder das kleine Stillleben mit Brot, Käse, Eiern, Glas und Messer eines unbekannten Künstlers.
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Foto 1: Wallraf-Richartz-Museum & Fondation Corboud, Foto: RBA Köln – Jusepe de Ribera: „Paulus, der Eremit“ (1647, Öl auf Leinwand)
Foto 2: Wallraf-Richartz-Museum & Fondation Corboud, Foto: RBA Köln – Erinnert ein bisschen an Otto Waalkes in der aktuellen “Catweazle”-Neuverfilmung: “Büste eines Greises” aus dem Umfeld von Jusepe de Ribera.
Zeiten:
bis zum 24. April 2022
Preise des Museums:
Eintritt:
Erwachsene: 10,00 €
Ermäßigt: 7,00 €
Kontaktdaten und Anfahrtsbeschreibung:
Wallraf-Richartz-Museum & Fondation Corboud
Adresse: Obenmarspforten, 50667 Köln
Telefon: 0221 – 221 211 19
Webseite: www.wallraf.museum/ausstellungen/aktuell/2021-05-07-unter-die-haut
KVB: Linie 5: Rathaus
Linien 1, 5, 7, 9: Heumarkt