Blick in die Ausstellung. Foto: Jürgen Schön

In den 1960er und 1970er Jahren war sie fester Bestandteil der (deutschen) Kunstszene, ohne jedoch zu den Stars zu gehören. In vielen namhaften Museen verstauben ihre Arbeiten seitdem in den Depots. Das Museum Ludwig holt sie jetzt gut 30 Jahre nach ihrer letzten großen Ausstellung wieder ans Tageslicht – und „Ursula – Das bin ich. Na und?“ dürfte die (neu-)Entdeckung des Jahres werden. Dafür sorgen 230 Exponate – Gemälde, Zeichnungen und Objekte, 186 davon Leihgaben.

Ursula (geboren 1921 in Mittenwalde/Mark Brandenburg, gestorben 1999 in Köln) hieß nach ihrer Heirat mit dem Kölner Informel-Maler Bernard Schultze mit vollem Namen Schultze-Bluhms. Zu lang, um damit Bilder zu signieren, zu lang, um sich im Kunstgeschäft zu behaupten. Auf Empfehlung ihres Galeristen beschränkte sie sich dann auf ihren Vornamen.

Sie passt in alle Schubladen – und in keine ganz

Sie war Autodidaktin. Vielleicht schützte sie die fehlende akademische Ausbildung davor, in einem der Kunsttrends hängen zu bleiben. Informel, Surrealismus, Outsider-Kunst, Art Brut – Ursula gehört zu allen dieser Trends, ohne eindeutig in eine dieser Schublade zu passen. Und nicht nur in der Kunst ihrer Zeit bediente sie sich, auch in der Kunstgeschichte.

Ursula: „Der große Schrank der Pandora“ (Öl auf Holz, Pelz, Federn. 1966) – Schenkung Sammlung Ludwig 1976, Copyright: Museum Ludwig, Köln Reproduktion: Rheinisches Bildarchiv Köln

Ebenso grenzsprengend sind ihre Motive. Da lösen sich die Formen auf, gehen Menschen fließend in Tiere über, werden zu Landschaften und Gegenständen. Und meist lassen sich ihre Figuren nicht eindeutig einem Geschlecht zuordnen, nicht einmal Jeanne d’Arc. So lässt sich ihr Werk zwar als Beitrag zu aktuellen Diskussionen lesen, ohne dass sie dies aber „prophetisch“ beabsichtigt hat. Arcimboldos Gemüse-Menschen und Ovids Verwandlungs-Geschichten lassen grüßen.

Bekanntes erweitert sie mit der eigenen Phantasie

In deren Werk kannte sie sich ebenso gut aus wie in der gesamten Kunstgeschichte oder in der griechischen Mythologie. Verwebt Bekanntes mit eigenen Erfindungen. In sieben solcher Themen ist die üppige Ausstellung gegliedert, ein Schwerpunkt auch die selbstbewusste Auseinandersetzung mit sich selbst –

Ursula: „Europa auf dem Stier“ (Öl auf Leinwand, 1987) – Sammlung Norddeutschland, Copyright: Museum Ludwig, Köln, Reproduktion: Rheinisches Bildarchiv Köln

Die Bilder lassen sich nicht mit einem Augenblick lesen, sie zwingen förmlich zum Verweilen. Ohne Zentrum wuchern die schwebenden Formen zu grotesken und wahnhaften Gebilden. Fantastische Fabelwesen blicken den Betrachter an. Dann die feingestrichelt und bunt ausgefüllten Flächen, die an Zellstrukturen erinnern. Immer wieder weit geöffnete Augen: das Verbindungstor zwischen Außenwelt und den Gedanken im Kopf.

Geschmückt mit Pelzen, Federn und Gabeln sind ihre „Pandora“-Schränke. Mit sich widersprechenden Objekten stellen sie die Frage, hat die künstliche Frau der griechischen Göttersage den Menschen Gutes oder Schlechtes gebracht? Auch das eine durchaus aktuelle Frage…

Zeiten:

bis zum 22. Juli 2023

Preise:

Normal: 12,00 €
Ermäßigt: 8,00 €

Katalog: 35 ,00 €

Kontaktdaten und Anfahrtsbeschreibung:

Museum Ludwig, Köln
Adresse: Heinrich-Böll-Platz, 50667 Köln
Telefon:
0221 – 221 261 65
Webseite: https://www.museum-ludwig.de/de/ausstellungen/ursula-das-bin-ich-na-und.html
KVB:
Linien 5,16, 18: Dom/Hbf
Linie 5: Rathaus

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