Sind die Kölner Veedel noch das, was sie einmal waren? Hört man sich in der Stadt so um, gerade bei Menschen, die schon lange in Köln leben, so ließe sich dies zumindest hinterfragen. „Die Menschen sollten mal wieder mehr auf die Straße gehen, mit ihren Nachbarn kommunizieren und nicht immer nach etwas Größerem streben. Das Leben spielt sich vor ihren Füßen ab, doch zieht es viele nur noch an die Hotspots der Stadt. Deswegen dreht sich in unserer Inszenierung alles um das Leben im Veedel, wie es damals war und wie es heute immer noch sein sollte.“ Ihr merkt schon, jetzt kommt sie: die pure Veedels-Romantik. Die Produktion Veedel Vür spielt mit eurer Liebe den kölschen Veedeln gegenüber, ungeachtet wilder Spekulationen, welcher Stadtteil wohl der hippste, der coolste oder der elitärste ist. Denn der Ort, an dem sich das Stück abspielt, ist rein fiktional und er rückt nur eines in den Mittelpunkt: die Menschen, die in den Veedeln leben.
Et Hätz schleiht em Veedel. Der Zeitpunkt hätte treffender kaum sein können. Wenige Wochen nachdem das Festkomitee Kölner Karneval das Sessionsmotto 2020 herausgegeben hat, feiert die von Rolf Sperling geleitete Produktion an der Volksbühne am Rudolfplatz ihre Premiere. Das Veedel, es nimmt bei beiden Programmen eine Sonderstellung ein. „Das eigene Veedel ist der Ort in der Stadt, an dem alles zusammenläuft. Ohne Veedel keine Stadt, keine Stadt ohne Veedel“, sagt der Regisseur selbst und schiebt sogleich hinterher: „Was wäre Köln ohne seine Veedel?“
Nun ließe sich argumentieren, dass das Veedelstum nicht allein kölsches Gut ist, denn auch andere Städte besitzen Stadtviertel, die ihren ganz eigenen Gesetzen folgen und die ähnlich wie die kölschen Veedel identitätsstiftend agieren. Doch kaum eine andere Stadt ist so stolz auf ihre Veedel, wie Köln es ist. 86 Veedel plus ein Köln im Ganzen – das bedeutet insgesamt 87 Orte Heimatgefühl. 87 Orte, die Köln zu dem machen, was es ist: eine Stadt, die ihre Menschen verbindet und die sich für die Menschen in den Veedeln stark macht. „Das Schöne an dem Veedelleben ist, dass man aus der Anonymität der Großstadt herausbricht. Im Veedel fühlt man sich sicher, man fühlt sich geborgen. Das Veedel, oder besser gesagt die Veedel, sie leben. Die Menschen müssen sich das nur wieder vor Augen führen.“
Inszeniert werden diese Themen anhand verschiedener, selbst geschriebener Musical-Nummern, die von einer Live-Band auf’s Parkett gebracht werden. „Veedel Vür ist kein klassisches Theaterstück. Wir, das Theater12-Ensemble, nennen diese Form der Inszenierung liebevoll Komödical. Es ist ein urkomisches Musical, das gleichermaßen auf Dialoge wie auf gesungene Passagen setzt.“ Gesprochen und gesungen wird dabei durchgehend auf kölsch. „Das ist ein kölsches Stück und was ist schon kölscher als der kölsche Dialekt?“, macht Rolf eindringlich klar. „Wir treten in dieser Formation bereits zum dritten Mal auf und die Texte waren immer op Kölsch. Die letzten Jahre lag der Fokus jedoch mehr auf einer witzigen Geschichtserzählung. Dieses Jahr sind wir ein bisschen nachdenklicher. Aber wir denken, dass wir eine gute Mischung gefunden haben.“
Diese Mischung, sie findet sich demnach auch in den Menschen wieder, die in der Produktion dargestellt sind und die sogar gewisse Ähnlichkeiten zu Personen aufweisen, die man aus dem wahren Leben kennt. Henning Retterek beispielsweise, dessen reales Vorbild wohl kaum näherer Erläuterung bedarf, kandidiert für die Position des Oberbürgermeisters und buhlt um die Gunst seiner Mitmenschen. Die ältere Dame Berta Dresbach hingegen hat ihren Sohn vor mehr als dreißig Jahren zum letzten Mal gesehen und gibt die Hoffnung nicht auf, ihn noch einmal in ihrem Leben zu Gesicht zu bekommen. Die Inszenierung erzählt euch also Geschichten, mit denen sich viele Personen identifizieren können und die nah an den Menschen sind.
„Es ist auch immer eine persönliche Note dabei. Gerade wenn man vom Veedelsleben schreibt, kommt man um eine Einbeziehung persönlicher Erfahrungen gar nicht drumherum“, sagt Rolf und lacht herzlich: „Welche Erfahrungen von mir selbst sind, das kommt aber hoffentlich nicht allzu stark heraus.“ Das zu erkennen, das sei aber auch gar nicht das Ziel. Viel wichtiger sei es, das Publikum, also euch, zu unterhalten und euch den ein oder anderen Gedanken mit auf den Weg zu geben. Werdet ihr euch und euer Veedel in der Produktion wiedererkennen? Wir wünschen euch viel Spaß.
Fotos: Theater12
Zeiten:
leider schon vorbei.
Preise:
Eintritt: 19,90 €*
*an der Theaterkasse
Kontaktdaten und Anfahrtsbeschreibung:
Volksbühne am Rudolfplatz gGmbH
Adresse: Aachener Straße 5, 50674 Köln
Telefon: 0221 – 25 17 47
Webseite: www.volksbuehne-rudolfplatz.de/veranstaltungen/862-theater12-veedel-vuer
KVB: Linien 1, 7, 12, 15: Rudolfplatz