Den Dom hat man dem Besuch von auswärts schon zwei Mal gezeigt. Mindestens. Jetzt muss mal was Neues her – am Besten etwas, was auch der Gastgeber noch nicht kennt. Aber was? Zum Glück gibt es da einen neuen Führer von Bernd Imgrund im Greven Verlag. „Vom Wetterpilz zum Trümmerhügel – Thematische Touren durch Köln“ heißt er.

10 thematische Touren hat Imgrund zusammengestellt – zwischen 2,5 und 25 Kilometer lang. Vier sind reine Radtouren. Er lenkt den Blick auf Objekte, die wohl schon jeder im Vorübergehen gesehen hat, ohne Zusammenhänge oder historische Hintergründe zu kennen. Er aber kennt sie, erklärt sie in bekannt lockerem Ton und bietet dabei viele Überraschungen.

Der Pfarrer, der zwei Geliebte ermordete

Zum Beispiel die Tour „Mord und Totschlag – Orte des Schreckens und der Gewalt“. Sie führt zum Beispiel zur Kirche St. Maria in der Kupfergasse: Hier predigte 1803 ein Pfarrer, der gleich zwei Geliebte ermordete. Als „Ersatz“ gibt es ein kleines Ruhmesblatt für Jan van Werth: Er gewann 1644 nahe St. Gereon einen tödlichen „Ehrenhandel“. Makabre Anekdote: Es waren wohl US-Soldaten, die 1945 den mumifizierten Kopf eines 1931 im Klingelpütz hingerichteten Mehrfach-Mörders entführten – heute ist er in einem Museum in Wisconsin zu sehen.

Eine Tour zeigt, wo heute Skulpturen oder Glasfenster an die Heilige Ursula erinnern. Und wer weiß, dass es in Köln noch zweisprachige Straßenschilder aus der Zeit Napoleons gibt? Oder dass es in Köln einen „Hühnerkult“ gibt, dessen letztes Produkt die Kölschband „De Höhner“ ist. Eine andere Tour ist sicher nicht nur für Freunde des 1. FC Köln interessant. Dessen erste Mitgliederversammlungen fanden immerhin in der Universität statt. Und wer kennt außer den wohl bekanntesten Trümmerhügeln an der Inneren Kanalstraße noch andere Hügel, die aus dem Bauschutt des im Zweiten Weltkrieg zerbombten Köln aufgeschüttet wurden?

Das nicht erfüllte Versprechen der Stadtverwaltung

Wenn er bei einem Rundgang die Liebe zu Kölner Bauten des Beton-„Brutalismus“ weckt, so ist das volle Absicht. Der Autor lässt aber nicht die typischen Kölner „Pannen“ aus. So beschäftigt sich ein Rundgang mit der Trinkwasserversorgung im historischen Köln. Besucht werden alte Pumpen – und auch die auf dem Alter Markt. An die erinnert allerdings nur noch eine ausgebesserte Stelle im Pflaster. Im Jahr 2020 wurde sie bei Bauarbeiten von einem Laster umgefahren – ersetzt wurde sie trotz Versprechen der Stadt bis heute nicht. Ein kleiner Nach-Absatz listet dann auch einige aktuelle öffentliche Trinkwasserspender auf.

Bisweilen vermisst man allerdings die Öffnungszeiten, will man etwa eine Kirche oder ein Museum auch von innen sehen. Auch ein paar gastronomische Tipps mehr wären nicht schlecht gewesen.

Informationen:

„Vom Wetterpilz zum Trümmerhügel – Thematische Führungen durch Köln“
Autor: Bernd Imgrund
128 Seiten, zahlreiche Fotos
Herausgeber: Greven Verlag

Preis:

10,00 €

Verlag:

Greven Verlag Köln GmbH
Webseite:
 https://shop.greven-verlag.de/vom-wetterpilz-zum-trummerhugel.html

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