Wir alle kennen sie – doch was hat es mit den Wetterpilzen auf sich?
Wer aufmerksam durch Kölns Grünanlagen spaziert, dem sind sie vielleicht schon aufgefallen: Unterstände, die in ihrer Form an Pilze erinnern, oft auch mit einer Bank zum Ausruhen um den „Stiel“. Es gibt sie weltweit – und der Kölner Klaus Herda ist der globale Experte für diese „Wetterpilze“. Das Haus des Waldes in Gut Leidenhausen gibt jetzt in einer Sonderausstellung einen Überblick über dessen Sammel- und Forschungsleidenschaft.
Was Kölner Spaziergänger und Wanderer eher nebenbei zum Picknick oder als Regenschutz nutzen, ist für den IT-Fachmann mehr als nur ein Hobby geworden. Gepackt hat ihn die Neugier 2011 beim Silvesterlauf in der Merheimer Heide. Während er bei Schnee und Regen seine Runden drehte, stand ein Pressefotograf im Trockenen unter einem „Wetterpilz“ und ging seiner Arbeit nach.
Köln, der Ursprung für weltweite „Wetterpilz“-Forschung
Der heute 54-Jährige wollte mehr über diese Objekte wissen. Bei seinen Touren zu Fuß und per Rad katalogisierte er allein in Köln 32 Stück. Artikel in überregionalen Zeitungen brachten ihm Meldungen über solche Unterstände aus der ganzen Welt – gut 1.000 hat er inzwischen registriert.
Historisch – so Klaus Herdas Forschung – stammen die Vorbilder aus der Südsee. Der englische Seefahrer James Cook brachte sie im 18. Jahrhundert nach Europa. Das erste „tahitische Schirmdach“ ist für das Jahr 1795 im Englischen Garten in München dokumentiert. In Köln wurden die ersten in den 1920er Jahren gebaut, die letzten um 1980 rund um den Fühlinger See.
Wetterpilze gibt in vielfältiger Gestalt
Im Haus des Waldes geht’s nun systematisch zu. Da sind auf Fotos die unterschiedlichen Typen aus aller Welt zu bestaunen: Solche mit Reet- oder Glasdach, mit runden oder eckigen Dächern, wenige sind auch tatsächlich wie ein Fliegenpilz ausgemalt. Andere werden wegen der Weitsicht vorgestellt, die man von ihnen aus genießen kann. Oder wegen ihres „Gammellooks“. Und nicht wenige dienen auch als „Werbefläche“ für Liebesgeständnisse oder Malgrund für Graffitis.
In Köln nehmen solche Künstler leider oft keine Rücksicht auf kleine Warnschilder an den Pfeilern: Denn bei Gewitter sollten einige Wetterpilze nicht aufgesucht werden. Hier wäre – Anmerkung des Autors dieser Zeilen – das zuständige Grünflächenamt gefragt.
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Foto 1: Jürgen Schön – Wetterpilz am Rheinufer von Westhoven
Foto 2: Jürgen Schön – „Wetterpilze – natürlich künstlich“: Blick in die Ausstellung
Foto 3: Jürgen Schön – Wetterpilz im Nordpark
Zeiten:
Bis November 2021
Sonn- und Feiertage: 10:00 – 17:00 Uhr
Preise:
Eintritt: Frei
Anfahrtsbeschreibung:
Gut Leidenhausen – Haus des Waldes
Zufahrt über: Grengeler Mauspfad, 51147 Köln
Mehr Informationen: www.sdw-nrw-koeln.de/waldmuseum/ausstellungen
„Wetterpilz“-Spaziergang:
Mehr Informationen unter www.wetterpilze.de