„Das Böse ist noch vorhanden“, mahnte Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier in seinen Reden zum 75. Jahrestag der Befreiung des Vernichtungslagers Auschwitz. Auch in Köln: Auf über 100 bekanntgewordene rechtsextremistische Straftaten im letzten Jahr verwies OB Henriette Reker, als sie am Gedenktag im Rathaus die Ausstellung „Zeichnen gegen das Vergessen – Erinnern gestaltet Zukunft“ mit Zeichnungen des Künstlers Manfred Bockelmann eröffnete.

Gut zwei Dutzend überlebensgroßer Porträts hängen noch bis zum 28. Februar im Lichthof des Spanischen Baus. Zu sehen sind Opfer der NS-Mordmaschinerie. Als Vorlage dienten Bockelmann oft „Erkennungsdienstliche Fotos“, die SS, Polizei oder Gestapo von den Kindern und Jugendlichen in ihren schwarz-weiß-gestreiften Häftlingskleidern machten, bevor sie ermordet wurden – eine bürokratisch geführte Todesindustrie.

Mit seinen eindrucksvollen und sensiblen Kohlezeichnungen holt sie der 76-Jährige, Bruder des verstorbenen Sängers Udo Jürgens, in die Gegenwart. Gibt zumindest ihnen wieder ein Gesicht und holt sie stellvertretend für die über eine Million Menschen, die alleine in Auschwitz umgebracht wurden, aus dem Vergessen. Zugleich ist es auch eine Aufarbeitung der eigenen Familiengeschichte, die nach dem Krieg von einem „Wir haben nichts gewusst“ geprägt war.

„Auschwitz ist der Versuch der Entmenschlichung, der Tiefpunkt unserer Geschichte, den wir niemals vergessen dürfen“, sagte Reker in ihrer Rede. „Denn nicht Dämonen waren hier am Werk. Es waren Menschen, die das Unmenschliche anrichteten. Hass war ihr Antrieb. Und der Hass grassiert auch heute wieder. Und er schlägt wieder in Gewalt um. Gegen Juden, Geflüchtete und Anderslebende. Dem stellen wir uns entgegen.“ Und sie appellierte an alle Kölnerinnen und Kölner: „Wir schauen nicht weg, wenn in unserem Umfeld die Menschenwürde angetastet würde. Wir brauchen in diesen Zeiten eine mutige und selbstbewusste Zivilgesellschaft!

Foto: Jürgen Schön – Die Porträts von Kindern und Jugendlichen, die vom NS-Regime ermordet wurden, sind im Lichthof des Spanischen Baus zu sehen. 

Zeiten:

noch bis zum 28. Februar 2020

Montag, Mittwoch, Donnerstag: 
8:00 – 16:00 Uhr

Dienstag:
8:00 – 18:00 Uhr

Freitag:
8:00 – 12:00 Uhr 

Preise:

Eintritt: Kostenlos

Kontaktdaten und Anfahrtsbeschreibung:

Spanischer Bau
Adresse: Rathausplatz, 50667 Köln / Zugang über Bürgerstraße
Webseite: www.zeichnen-gegen-das-vergessen.de
KVB: Linie 5: Rathaus

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